Heute kam eine freundliche Mail an mich mit der interessanten Frage:

ich wollte mich auf diesem Weg mal bei Ihnen erkundigen warum wir … im 21. Jahrhundert immer noch Internet über Kupferkabel beziehen?

Ja, das ist eine gute Frage.

Glasfaser

In Zirndorf gibt es nur hier Glasfaseranschlüsse für fast alle Häuser: Weinzierlein, Wintersdorf, Bronnamberg. Hier hat sich die Firma Deutsche Glasfaser auf eigene Kosten dran gemacht diese Ortsteile mit Glasfaser auszubauen. Man kann diese Firma nicht beauftragen auch andere Ortsteile zu erschließen. Sie macht das nur wo sie das selbst möchte.

Der ganze Rest: Kupfer

Warum nicht überall Glasfaser? Das hat mit den enormen Kosten für Bauarbeiten zu tun.

Ein Meter Tiefbau-Baustelle kostet im städtischen Bereich ca. 200 – 400 Euro (Quelle). Wenn man überall Glasfaser hinlegen möchte muss man bis vor jedes Haus aufgraben. In das Haus selber reinzugehen ist noch aufwendiger und muss meistens vom Eigentümer bezahlt werden (Probleme von privatem Garten aufgraben, Hauseinführung mit Gefahr von Wassereintritt etc.).

Somit versucht die Telekom die alten und schon lange bezahlten Kupferleitungen so gut wie möglich auszuschöpfen. Die anderen Provider benutzen fast immer die Leitungen der Telekom, bauen selbst also nichts.

Kupferleitungen haben leider nur kurze Versorgungslängen. Man kann keine hohen Bandbreiten über mehr als ein paar Hundert Meter per Kupferleitung transportieren. Deshalb wird folgendes gemacht:

(1) Anschluss der Hauptstelle des Providers (früher: Vermittlungsstelle) an das Internet mit Glasfaser. In diesem Haus sind oft mehrere Provider die dort Räume gemietet haben.

Alles gut (2-3)

(2) Versorgung der Verteilerkästen per Glasfaser von der Hauptstelle aus. Man muss nur einmal die Straße aufgraben oder benutzt vorhandene Leerrohre. Jetzt haben die Kästen (2) einen Glasfaseranschluss. Als nächstes muss Umsetzer- und Verteilertechnik in den Verteiler gesetzt werden. Das scheint sehr teuer zu sein, man spricht von ca. 50.000 Euro pro Kasten, aber niemand will sich dazu äußern.

(3) Hausanschlüsse sind alle nur wenige Hundert Meter von ihrem Verteilerkasten (2) entfernt. 2-3 sind Kupferkabel, Bandbreiten sind zwischen 16 und 250 MBit. Das kommt an auf

  • die Technik im Verteilerkasten
  • die Entfernung zum Verteilerkasten
  • die Erlaubnis der Bundesnetzagentur ob dort Vectoring (ganz eigenes Thema…) eingesetzt werden darf

Wenn die Häuser in (3) gutes Internet bekommen sollen muss vorher alles passen: Weg vom Hauptverteiler zum Kasten, Technik im Kasten, Weglänge vom Kasten zum Haus.

Das ist schlimm (4-5)

Das Haus (5) hat Pech. Der Verteilerkasten ist nur mit Kupfer an die Hauptstelle angebunden. Deshalb ist im Verteilerkasten auch keine moderne Technik untergebracht. Alle Häuser die an (4) hängen haben schlechtes Internet.

Warum der Kasten nicht mit Glasfaser angeschlossen ist weiß nur der Provider, und der sagt nicht warum das so ist.

Richard Lippmann
Richard Lippmann

Seit 2001 in der EDV der Stadt Zirndorf tätig, seit 2019 Breitbandpate. Schnelle Leitungen, tolle Netzwerke und scharfes Auge auf die Lage im Breitbandausbau für die Bürger.

Bildquellen

  • Eigene Zeichnung DSL-Verkabelung Provider: Stadt Zirndorf, EDV, selbst fotografiert